Oleg Valger (24.1.2004)

Am Abend des 20. Januar 2004 haben Oleg Valger und seine späteren Mörder bereits einige Stunden gemeinsam Alkohol getrunken. Opfer und Täter kennen sich, sie leben im selben Plattenbau-Komplex. In einer Wohnung eines späteren Mörders befinden sich der 27­jährige Oleg und vier weitere junge Männer: Christopher H. im Alter von 14 Jahren, Martin F. im Alter von fast 16 Jahren sowie der 19-jährige Enrico W. und der 18­jährige Danny B.

Oleg Valger gerät mit den vier jungen Männern in Streit. Einer der vier zeigt den anderen ein Messer, das er bei sich trägt.
Sie verabreden sich, Oleg Valger nur »ein paar auf die Fresse zu hauen« 1.
Sie schlagen Oleg vor, einen Spaziergang zu machen. Dieser ist derartig betrunken, dass er auf dem Weg im Treppenhaus stürzt.

Nach fünf Minuten zu Fuß erreicht die Gruppe ein Waldstück in Bieblach-Ost. Oleg Valger zögert in den Wald zu gehen, aber die anderen überreden ihn. Kaum sind sie zwischen den Bäumen, schlägt Christopher H. mit einer vollen Bierflasche auf den Kopf von Oleg ein.

Er geht sofort zu Boden, wo er von seinem Springerstiefel tragenden Angreifer am Kopf und Körper getreten wird. Nun treten auch Danny B. und Enrico W. auf das wehrlose Opfer ein. Sie treten bis zu 30 Mal zu. Martin F. trägt eine Stabantenne bei sich und malträtiert das Opfer damit. Christopher H. schlägt noch 2-mal mit der Bierflasche zu, bevor diese zu Bruch geht.

Dann versucht er vergebens, den abgebrochenen Flaschenhals in den Bauch des Opfers zu rammen. Kurz darauf lassen sie von Oleg ab. Er stöhnt und gibt das Wort »Russenmafia« von sich. Die vier Jungen lassen ihn liegen.

Sie gehen zurück in die Wohnung. Dort trinken sie weiter. Christopher H. bekommt Angst, dass die »Freunde der Russenmafia« sich an ihnen rächen könnten. Er schlägt vor, den Verletzten zu erstechen. Christopher H., Danny B. und Enrico W. beschließen, Oleg Valger zu töten und bewaffnen sich zusätzlich zum Messer noch mit einem Hammer und einem sogenannten Würgeholz.

Wieder im Wald sticht Christopher H. mehrfach mit dem Messer in den Rücken des Opfers. Enrico W. schlägt mit dem Würgeholz wiederholt auf Kopf, Brust und Oberkörper ein. Danny B. schlägt mit dem Hammer in voller Wucht 4- bis 5-mal auf den Kopf des Opfers. Als er ein Knacken hört, nimmt er an, dass er Oleg Valger nun »sicherlich das Genick gebrochen habe und es vorbei sei«2.

Jetzt stechen die beiden anderen immer noch 11 Mal auf das Opfer ein. Martin F. steht vor dem Wald und wartet. Als das Opfer reglos liegen bleibt, durchsuchen sie seine Sachen nach Wertgegenständen. Dann gehen sie zurück in die Wohnung.

Oleg Valger erliegt einem schweren Schädelhirntrauma mit Hirnblutung bei
Schädelimpressionsfraktur. Zudem erleidet er zahlreiche andere schwerwiegende Verletzungen, die auch zum Tod geführt hätten.

Das Gericht bemerkt, dass Christopher H. und seine Freunde eine »äußerst brutale und menschenverachtende Vorgehensweise«3 an den Tag legten. Zeug_innen zufolge waren drei der vier Täter als Neonazis bekannt und in der Umgebung als gefährlich gefürchtet. Sie waren sozial auffällig und wegen Gewalttaten vorbestraft. In einem psychologischen Gutachten wird den Tätern emotionale Kälte attestiert. Der »Ausländerstatus« sowie die »Wehrlosigkeit« des Opfers werden als zentrale Mordmotive benannt.

In ihrem Plädoyer ist die Staatsanwaltschaft davon überzeugt, dass eine »menschenverachtende« und »fremdenfeindliche Gesinnung für die Tat prägend« 4 gewesen sei. Während der Verhandlung befinden sich zahlreiche Neonazis im Gerichtssaal – dies kann als Zeichen verstanden werden, dass die jungen Männer nicht isoliert waren, sondern sie oder zumindest ihre Tat in der rechten Szene anerkannt. Die Haupttäter werden im Juli 2004 wegen Mordes zu Jugendstrafen von 9 und 10 Jahren verurteilt. Olegs Mutter verlässt nach dem Mord die Stadt. Sie kann es nicht mehr ertragen, an diesem Ort zu leben.

Der Fall ist bis heute nicht durch staatliche Institutionen anerkannt.

1 Landgericht Gera, Urteil vom 08.09.2004.
2 Ebd.
3 Ebd.
4 Ebd.